Schweres Erdbeben erschüttert Türkei und Syrien - eine Jahrhundert Katasrophe
Zelt-Stadt an der Grenze zu Syrien
Ein schweres Erdbeben (Richter Skala Ml=7.5 Mw=7.6, Herdtiefe etwa 5 km, flach und fokussiert) mit Epizentrum in Ekinözü-Kahramanmaraş (38.0717 N 37.2063 E) hat am 06.02.2023 gegen 13:24 Uhr weite Gebiete von Südostanatolien, Ostanatolien, Zentralanatolien und die Mittelmeerregionen erfasst, erschüttert und schwere Schäden an Mensch und Gebäude angerichtet.
Die Katastrophe betrifft 13 Millionen Menschen und mehrere 10tausend Gebäude auf einem Gebiet annähernd so groß wie Deutschland.
Das Amt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (AFAD) wurde vom Observatorium und Erdbebenforschungsinstitut KRDAE [Bosporus-Universität] unverzüglich über das erfasste Erdbeben der Stärke 7.6 im Detail informiert. Ein Erdbeben der Stärke 7.6 ist in den Auswirkungen 245 mal stärker als das Erdbeben der Stärke 6.5 das die Türkei im Mai 2014 heimgesucht hat.
Das Amt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (AFAD) verfügt aktuell über ein Personal von 7000 Frau/Mann. Bei dem erahnten Ausmaß dieser Katastrophe - müsste [rein rechnerisch] jeder Retter für sich allein mehrere Gebäude von Trümmern befreien, um an verschüttete Erdbeben-Opfer zu gelangen, Hilfe zu leisten.
Es bedarf kein Studium, so der Interviewpartner - Erdbebenforschungsinstitut - der namentlich nicht genannt werden will, erste Maßnahmen die das Notfall- und Krisenmanagement erfordert sofort einzuleiten:
den Ausnahmezustand ausrufen, International um Hilfe ersuchen, unverzüglich Bergungs- Rettungs- und Logistikaufgaben auch an das Militär übertragen, für den Rettungseinsatz geeignete schwere Geräte der Privatwirtschaft in das Krisengebiet verlagern, eiligst Feld-Lazarette und Notunterkünfte in den betroffenen Regionen errichten sowie für die Versorgung der Erdbebenopfer und der Einsatzkräfte den Nachschub sicherstellen, Hygiene für Erdbebenopfer und Retter bereitstellen, Strukturen zur Bergung und Bestattung der vom Erdbeben getöteten Opfer ...
Um internationale Hilfe wurde unverzüglich ersucht, Griechenland, Norwegen und die Ukraine boten sofort Hilfe an, Griechenland handelte zeitnahe und hat 2 Rettungsteams in das Katastrophengebiet entsandt. Nach und nach wurde auch von anderen Staaten Hilfe angekündigt (USA, Israel, EU, Deutschland ...) die im Katastrophengebiet eingetroffenen Rettungsteams aus dem Ausland, wurden unmittelbar ca. 32 Stunden nach dem Erdbeben in die Such- und Rettungsarbeiten eingebunden. Eine mögliche Rettung hat in den ersten 72 Stunden nach dem Erdbeben noch eine reale Erfolgschance.
Alle anderen Maßnahmen wurden auf den ersten Blick möglicherweise zum Teil vernachlässigt. Bei genauerem Hinsehen offenbart sich der eigentliche Grund warum die Türkei gegen diese Jahrhundert-Katastrophe unzureichend aufgestellt war|ist, fast völlig hilflos und unvorbereitet dasteht.
Nach einem misslungenen Putschversuch des Militärs hat der türkische Staats-Präsident Recep-Tayyip Erdogan mit aggressivem Misstrauen alle Strukturen des türkischen Militärs - die Er als Bedrohung eingestuft hat – zerschlagen. Unter anderem Militärkrankenhäuser aufgelöst, das Personal - das der türkische Präsident Tayyip Erdogan für sich nicht einordnen konnte - aus dem Dienst entlassen, in die Frührente geschickt oder schlichtweg verurteilt und weggesperrt.
Die Schwächung der Türkei militärisch und für den Katastrophenfall spielte erstrangig vorerst keine Rolle.
Zwischenzeitlich hat das Militär insoweit die Lücken gefüllt und wieder zweidrittel der Schlagkraft vor dem misslungenen Putschversuch aufgebaut. Die Stärke vor dem Putschversuch wird das Militär nicht wieder erreichen können, Verbindungen des Generalstabes in die USA und NATO-Führungsebene wurden von Heute auf Morgen gekappt, der Generalstab von zum Teil soeben zum General beförderten Militärs - die in ihre Aufgaben hineinwachsen sollten - ersetzt.
Insbesondere lassen sich die Jahrzehnte bestandenen Freundschaften in die USA nicht wiederherstellen, die Türkei steht seit der "Ausdünnung" militärisch im Abseits. Die Struktur des Katastrophenschutzes - den das türkische Militär wie vor dem misslungenen Putschversuch [in der Nacht vom 15. auf den 16. Juli 2016] vor der "Ausdünnung" inne hatte - wurde|ist nicht wieder hergestellt.
Jetzt fehlen bedeutende zerschlagene Strukturen für den mobilen Gesundheitsdienst und die entlassenen und nicht ersetzten (Militär) Ärzte.
Die pandemiebedingt in den Großstädten aufgestellte mobile Einheit - nur äußerlich eine Art "Lazarett" - verfügt nicht über das qualifizierte Personal und Ausrüstung im Katastrophengebiet eingesetzt zu werden. Klartext, im Katastrophengebiet in der Türkei und Syrien werden aus dem Ausland - für das nächste halbe Jahr und darüber hinaus - vollausgestatte Feld-Lazaretts, medizinisches Personal und Ärzte dringend benötigt.
Kommentar | Anmerkung
Der Bevölkerungsschutz und die Katastrophenhilfe wie vor der Zerschlagung der bis zum Putschversuch aufrechten Strukturen, wurde in diesem Beitrag nicht behandelt. Allgemein kann man davon ausgehen, dass kein Land auf eine Jahrhundert-Katastrophe vorbereitet ist, die Folgen dieser Erdbeben-Katastrophe kann nur duch den Zusammenhalt der internationalen Gemeinschaft beherrscht|gehandhabt werden.
(nd)
Um so mehr ist die Botschaft des griechischen Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis ein Lichtblick in der Dunkelheit:
Google Übersetzung:
Bilder - die uns mit Schmerz erfüllen, folgen Bilder - die uns wieder Hoffnung bringen.
Ohne jeden Zweifel, diese übermenschliche Leistung der Retter - fordern unsere gesamte Achtung.
Griechen und Türken gemeinsam Seite an Seite im Kampf gegen die Zeit, Menschen das Leben zu retten.
Wir sind den Rettern für ihren unermüdlichen Einsatz dankbar.
Aktuell: (11.02.2023)
Der türkische Staatspräsident Recep tayyip Erdogan stellt in der gesamten Türkei an den Universtitäten den Präsenzunterricht ein, bis zum Ende des laufenden Semesters soll Fernunterricht erfolgen.
Die staatlich unterhaltenen Studenten-Wohnheime der KYK* (Kredi ve Yurtlar Kurumu) sollen ab sofort zur Unterbringung und Verpflegung der Erdbebenopfer genutzt werden.
*Institut für Studien-Kredite und Studenten-Unterbringung